Kitefun back in Europe

Die Fähre legte am Hafen an. Zack eine Stunde und die Kultur, das Leben ist 180 Grad gedreht. Dass eine Meerenge von 14 Kilometern so einen Unterschied zur Folge hat, ist kaum zu glauben. Zack waren die kurzen Hosen und das Tanktop montiert. Zack standen wir im Verkehr. Leicht bekleidete Menschen überall, Alkohol in den Strandbars und Cafes allgegenwärtig. Hallo Europa.

Wir fuhren direkt an den Strand in Tarifa und kiteten. Es war eine tolle Session so richtig entspannt und cool. Am Abend konnten wir endlich unsere Wäsche waschen, da es in Europa wieder Maschienen gibt, die ohne menschliche Hilfe funktionieren. Was mir zum ersten Mal auffiel ist, wie extrem Werbung auf uns wirkt. In Marokko gibt es grundsätzlich keine Werbung, dies ist verboten. Keine Schilder, weder an Gebäuden, LKWs noch sonst wo. Nicht mal coca cola hat es geschafft sich mit Werbung durchzusetzen. Erst recht gibt es keine Schaufenster. Und genau diese haben bereits nach 10 Minuten auf mich gewirkt. Von irgendwoher hatte ich plötzlich das Bedürfniss dieses oder jenes Kleid kaufen zu wollen, einfach weil ich es irgendwo an einer Puppe sah. Klar kaufte ich es nicht, aber mir fiel auf, dass wir nun vier Monate nie der Werbung wiederstehen mussten und nun wirkte sie mehr auf uns als je zuvor.

Das Leben ist anders aber es gefiel uns irgendwie. Adi wurde zwar 3 mal fast überfahren, wobei eines die Polizei war, die ihn fast umgefahren hat. Er ist sich den regen Verkehr nicht mehr gewohnt und lief einfach auf die Strasse. In Marokko sind die Esel meist nicht so schnell unterwegs und Autos welche die Strassen befahren, gibt es viel weniger als hier. Auch wurden wir auf einer Wiese vor dem Restaurant darauf hingewiesen, dass wir hier keine Banane essen dürfen, weil das auch zum Restaurant gehört. Wir müssen am Strand die Banane essen. Und dan fragte ich nach einem Saft….leider gab es keinen offenen Saft ohne Alkohol. Jaa Europa ist eben wieder anders.

Auf jeden Fall kiteten wir vier Tage. Der erste Tag war ziemlich entspannt. Am zweiten war es ein Kampf mit Windböen und dementsprechenden Wellen. Am dritten Tag ging ich rein, fuhr einmal hin und zurück und wieder raus. Es hob mich fast die gaze Zeit ab, ohne irgendwas zu machen, weil der Wind so stark war. Also kitetete Adi am 7er. Nach gechille am Beach waren die Bedingungen am Nachmittag dann um einiges entspannter und wir kiteten so lange, bis unsere Muskeln nur noch zitterten. Der 4te Tag war dann soo überfüllt, dass es mir ablöschte und ja dann war der Wind weg. Aber nur zum kiten….denn zum soaren war immernoch genug da.

Also fuhren wir nach Conil um dort zu fliegen. Es waren zwei tolle Tage mit coolen Flügen um zu spielen. Dann fuhren wir über Torreguardia nach Mijas.

Wo wir nach einem Tag mit viel zu wenig Wind, das kiten aufgaben und uns dem Klettern widmeten. Ein schräger Ort…..so sind wir noch nie geklettert…eigentlich war es direkt neben einer Strasse inmitten des Dorfes. Es war wie ein Canyon und somit schön schattig. Der einzige Knackpunkt. Es leben dort viele Tauben,  die durch die Kletterer beim Brüten gestört werden. Weil die Vögel Angst bekommen, fliegen sie immer wieder aus den Nestern und die Eier haben so nicht die Wärme, die sie brauchen. Diese Tatsache löschte vor allem mir die Freude am Klettern aus.

Da Adi zudem seinen Finger verletzte, fuhren wir am Abend weiter. Nach einem Besuch bei Adis Lehrmeister Dani in Malaga, fuhren wir nach Leucena. Dort war Sebastian ein Herr aus Argentinien, der schon seit 15 Jahren Gleitschirme repariert. Er widmete sich meinem Lothse 1 und dieser war danach wieder so gut wie neu. Endlich…ich war happy und strahlte über beide Ohren.

Eigentlich wollten wir ja in der Region fliegen nur war das Problem, dass die Thermik so stark war und auch die locals lediglich nach 18.00 flogen. Uns war das ewige auf irgendetwas warten ja schon in Marokko auf die Nerven gegangen, also fuhren wir weiter nach Granada. Dort konnten wir in der Cahorrosschlucht klettern. Wann und wie  wir wollten.

Der Fels war zwar etwas abgespeckt, trotzdem aber noch in super Zustand und bestens abgesichert. Adi kletterte auf Sparflammenmodus wegen seines Fingers….dafür gab ich alles und schaffte es wieder einmal meine Knie aufzuschlagen und mir blaue Flecken zu holen.

Nach zwei Tagen fuhren wir weiter nach Capileira. Ein wunderbares Bergdorf in Nationalpark der Sierra Nevada. Richtig idyllisch uns gefiel die Region sehr gut. Doch wir waren nicht da, um die süssen Bergdörfer zu besichtigen. Vielmehr nämlich, um den höchsten Berg des spanischen Festlandes und somit auch der iberischen Halbinsel zu besteigen.

Wir starteten früh, es waren 1260 Höhenmeter zu bewältigen und rund 12 Kilometer zu gehen bis zum Peak. Auf unserem Weg trafen wir auf einige Steinböcke, denen wir ziemlich nahe kommen konnten. Sie wussten wohl,  dass sie uns masslos überlegen waren. Nach drei Stunden standen wir auf dem Gipfel.

Ziemlich abgekämpft, denn der kräftige Nordwind bremste uns regelrecht aus. Zudem war er sehr kalt, sodass ich mich irgendwann von den Stöcken trennen musste, um ganz aufzusteigen. Ich musste meine Hände einfach in meinen Hosentaschen lassen es war soooo kalt. Oben hatten wir einen tollen Ausblick über die ganze Sierra Nevada, sahen nach Motril, ja sogar bis nach Malaga und somit ein ganzes Stück der Mittelmeerküste.

Es war ein schöner Moment und wir waren ganz alleine. Erst beim runtergehen trafen wir andere Leute, die sich an den Aufstieg wagten. Wir fuhren nach einem kurzen Nap nach La manga bei Murcia. Die Fahrt dauerte ewig und hatte, da wir durch das Gewächshaus Europas fuhren, rein visuell nicht sehr viel zu bieten.

Eher erschreckend war es zu sehen, wie Spanien bis aufs letzte ausgebeutet wird. Monokulturen so weit das Auge reicht. Riesige Plantagenfelder und daneben ausgetrocknete Flussbete, abgerutsche Berghänge und von Biodiversität kann auch kaum mehr die Rede sein. Immer wieder steigt einem der Geruch von Verwesung oder faulen Eiern in die Nase. In Malaga wird im Sommer den Leuten über den Tag schon das Wasser abgestellt. Kaum auszumalen, wo das noch hinführen wird. Man kann eine Organge lange auspressen, doch irgendwann ist auch der letzte Tropfen weg… es gibt dazu von arte eine spannende Doku, über das Plastikmeer von Almeria, aber auch anderen selbstgemachten Klimakatasteophen. 

Wir jedenfalls kamen total kaputt in La Manga an und legten uns schlafen. Am nächsten Morgen war der Wind perfekt und wir kitete was das Zeug hält. Das Wasser flach, warm und stehtief…perfekt um Sprünge und Tricks zu üben.

Und das tataen wir eine Woche lang jeden Tag. Also ja nicht ganz jeden. Da ich eine Aussetzpause einlegte, weil meine Lippen wieder rebellierten und ich Fieberblasen hatte, die ich wenigstens einen Tag ganz vor der Sonne, dem Wind und dem Salz schützen musste.

Wir lernten Backrolls, Jumptransitions und kleine Slides. Zudem lernten wir Knut kennen, als ich ihn fragte, ob er mir den Schirm landen kann. Ich sah sofort, dass er nicht genau wusste, was er tat. Es stellte sich raus, dass er erst gerade angefangen hat zu kiten. Ursprünglich kommt er aus Norwegen, verbringt den Winter aber jeweils in wärmeren Ländern.

Ja er war lustig, den er schaffte es tatsächlich seinen Schirm beim ersten Startversuch in die Palme zu hängen, was nicht ganz ungefährlich ist. Einen Tag später dann fast in ein Haus. Wir erklärten ihm nochmals die Basics, bevor wir nach einer Woche den wunderbaren Platz verliessen und weiter Richtung Norden zogen.

Ab Valencia wurde aus den Olivenplantagen dann Orangen- und Mandarinenplantagen. Grundsätzlich das selbe nur wortwörtlich etwas grüner. Auch die disneylandähnliche Turistenkulisse wurde weniger und man sah etwas mehr spanische Häuser und bisschen mehr naturbelassene Regionen. Zudem war es viel weniger heiss, was uns im ersten Moment freute und im zweiten dann schon nicht mehr, weil wir froren.

Unsere naja…alten Neopren gaben uns zu wenig warm, bei dem kalten Wasser und dem sehr frischen Wind. So spürten wir unsere Finger und Füsse manchmal nicht mehr so gut, als wir aus dem Wasser kamen. Ich hatte glücklicherweise noch mein Tauchbody von 7mm über den Neopren dabei…was ein bisschen half.

Nach einigen Tagen am Delta Ebro stellte der Wind dann leider ab und so verliessen wir die schöne Region, die unter anderem hauptsächlich zum Anbau von Reis genutzt wird. Wir fuhren ins Landesinnere….und waren gespannt auf die Landschaft, die uns dort erwartete.

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