Hochs und Tiefs, Glück und Unglück rund um Annecy

Die letzte  Wochen waren nicht nur Wettertechnisch ein auf und ab, auch gefühlstechnisch war einiges los. Aber ich beginne mal von vorn. Nach einer angenehmen Fahrt kamen wir gut in le Grand Bornand an. Meine Mam und Urs erwarteten uns schon mit kaltem Bier und wir quartierten uns im gemütlichen Chalet ein. 20220602_182902

Am Tag darauf war es föhnig, also gingen wir an den Fels. Le Jallouvre. 7 Seillängen waren schnell geschafft, danach gingen wir frei weiter, da die Schwierigkeit nicht hoch war. Alles über kalkige Wasserrinnen. Irgendwann rasteten wir und genau in diesem Moment löste sich ca. zweihundert Meter neben uns ein Felsbrocken in autogrösse und zerschellte in hunderte kleine Felsbrocken, welche genau über die Kletterrouten runter stürtzten. Wir entschieden, uns auf Grund desssen wieder anzuseilen. Natürlich würde dies bei so einem Felsstutz auch nicht viel helfen….aber mental fühlten wir uns ein bisschen wohler.

Nach erneuten 5 Seillängen waren wir immer noch nicht auf dem Gipfel und machten uns an den Abstieg. Wir waren zufrieden mit dem, was wir erlebt hatten. Am nächsten Tag war das Wetter schlecht, also gab es eine typische Turiannecytour mit dem Besuch in der Georges du Fier.

Dann wollte ich, während dem Nachtessen in der Pizzeria, unsere Kleidung waschen. Also in die Lavanderie, Kleidung rein, Türe zu…und gemerkt, dass ich ja kein Waschmittel habe. Also über die Strasse in den Spar. Der Verkäufer lachte und fragte mich, ob ich wohl das Waschmittel vergessen habe. Zurück in der Laverie, Waschmittel rein, Geld in den Zahlautoutomaten und nichts passierte. Die Maschiene war wohl nicht am Strom angehängt. Soo ging auch die Türe nicht mehr auf. Ich ging zurück in den Spar und versuchte dem Verkäufer mit meinem eher schlechten als rechten Französisch zu erklären, was für ein Problem ich habe. Er sprach zum glück Spanisch wie sich herausstelle und so verlief die Konversation um einiges leichter. Aber auch er konnte nicht helfen, da die verantwortliche Person telefonisch nicht erreichbar war. Also liess ich Wäsche Wäsche sein und ging Pizza essen. Am Tag darauf, nach mehreren Versuchen die verantwortliche Person zu erreichen, riss Adi der Geduldsfaden und er kam mit dem Werkzeugkoffer in die Wäscherei. Nach 5 Minuten war die Wäsche frei. Danach hikten wir auf den Mont Lachat, thermisch war nicht viel los und so standen wir schon schnell wieder auf dem Boden. Einen Tag später besuchten wir die wunderschöne und sehr eindrückliche Grottes du Seythenex.

Weil das Wetter immer noch nicht besser war vertrieben wir uns unsere Zeit mit Bowling, töggelen, Billard und an den Flipperkästen. Meine Mam schlug sich erstaunlich gut im Bowling und hängte uns alle ab. An einem weiteren Regentag verbrachten wir die Zeit an einem Dirtroadrennen.

Die nächsten Tage waren wieder besser und wir hikten und hikten und hikten, da die Bergbahnen in la Clusaz und Grand Bornand noch nicht fuhren. Die Franzosen machen genau zwei Monate im Sommer die Gondeln auf…und wir haben uns immer über die kurzen Revisionen in der Schweiz aufgeregt. Im Wissen drum, das hiken wohl noch lange zum Fliegen dazugehören wird, sobald wir die Alpen verlassen, sahen wir es als ein gutes Training!! Und so fällt uns das Laufen immer einfacher. Auch in Annecy konnten mein Eltern gut wandern, während wir die Aussicht von oben genossen, leider nicht alleine.

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Wir hatten während den zwei Wochen mit meinen Eltern eine treue Begleiterin namens Carla..also wir haben sie so getauft, keine Ahnung, wie sie richtig heisst 😉 20220603_211906eine drei beinige Bordercolliehündin. Sie besuchte uns am zweiten Abend und war sehr schüchtern. Wir fütterten sie und so kam sie am nächsten Tag wieder. Dann entdeckte Adi, dass sie Stöckeschiessen mag. Schlau und unermüdlich wie Collies sind, war sie von da an ständig bei uns…zuerst nur jeden Abend, dann auch schon am Morgen und am Schluss kam sie sogar fast in die Wohnung rein, um uns zum Spielen aufzufordern, dabei schoss sie den Stecken geschickt mit dem Mund in unsere Richtung. Ihr wird es ohne uns jetzt sicher langweilig sein.20220607_214513
Nach der Abreise meiner Eltern gingen wir nach la Clusaz, da das Wetter endlich etwas besser wurde. Wir konnten gut Höhe machen und nach einem schönen Flug, waren wir noch für einen Abenabgleiter mit der endlich fahrender Bahn hochgefahren. Uns fragte ein Franzose mit seinem Hund ob es fliegbar sei, da es etwas nieselt. Wir meinten,  wenn die Wolke weggezogen sei, ginge es für einen Abgleiter. Da aber Regen und Gewitter angesagt war, sagten wir ihm er soll warten, was mit uns passiere, nachdem wir gestartet sind…. nun ja…es zog mich im Geradeausflug einfach mit 2,5 m pro sekunde in die Höhe. Also Ohren rein und runter… ich wollte ihm noch zu rufen, er solle nicht starten, weil ich von oben viele Gewitterzellen sah, doch da war er schon in der Luft…es war also ein 20 minütiger Kampf Höhe abzubauen und endlich am Boden zu stehen. Wir schafften es alle heile runter, und waren froh Boden unter den Füssen zu haben….erst im eine Woche später erfuhr ich, dass er erst seit 2 Monaten fliegt. Hätten wir das gewusst, hätten wir ihm von dem Start auf jeden Fall abgeraten.

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Danach war Annecy fliegen angesagt. Am Startplatz sahen wir Leute mit Mate. Wir wunderten uns schon, von wo sie wohl sein mögen…aber irgendwie schien uns Argentinien doch etwas weit weg. Am Landeplatz fragten wir sie höflich auf Spanisch, ob sie uns wohl nochmals hochshutteln und so stellte sich heraus, dass sie aus Uruguay waren. Die nächsten zwei Wochen sahen wir sie immer mal wieder irgendwo.  Weil der Wind einen Tag später etwas stark war, entschieden wir uns für SUPen. Und dann kam die nächste Misere. Dummerweise realisierte ich erst nach dem Schliessen und kräftig Zuknallen aller türen, dass der Schlüssel im Auto war. Nun standen wir da barfuss, ohne Werkzeug mit den aufgeblasten SUPs vor verschlossenem Zuhause, auf irgendeinem Parkplatz. Mit Adis Engelsgeduld, ein Draht vom Campingplatz und geschlagene vier Stunden später war das Auto afgebrochen. Dann konnten wir endlich auf den See und genossen einen tollen Nachmittag auf dem Wasser.

Am Abend kamen Disler und Chris an und wir empfingen sie an unserem top 1 Spot in Annecy mit traumhafter Aussicht.
Am nächsten Morgen dachten wir beim ersten Flug vom Col de la Forclaz nur  einen kleinen Abgleiter…..daraus wurde überraschenderweise die kleine Seerunde. Wir überhöhten die Dentes mit Lockerheit…20220616_175308Disi war sogar irgendwo auf knapp 3000 am herumgurken und freute sich riesig über den ersten Flug in Annecy. Beim zweiten Flug sah es etwas anders aus, die Konditionen waren eher für geübte Piloten und so warteten Adi und ich am Startplatz und bekamen mit, wie jemand gleich nach dem start in die Bäume stürtzte, was eine Helirettungsaktion zur Folge hatte.20220616_171054 Erschreckenderweise reagierte von den mehr als 50 Piloten niemand wirklich, als der Unfall passierte und es wurde einfach weiter geflogen. Kurz darauf crashten beim Soaren zwei Piloten zusammen und stützten an einem Notschim gemeinsam in die Bäume. Die Tandempiloten hatten wohl recht, als sie meinten: „This is Annecy, Forests here are full of Paragliders.“ Am nächsten Morgen machten wir einen hike and fly auf Col de fretes. Leider konnte sich nur Mättu, der am Abend davor anreiste, wirklich halten und die Dentes überhöhen. Wer kann der kann. Danach wurde auf Grund der Hitze am See gebadet.

Da am Wochenende in Annecy der Teufel los ist und die Bahnen in den Bergen fahren, fuhren wir nach La Clusaz. Der erste Flug war lediglich ein Abgleiter, doch beim zweiten zog es schon gut hoch. Disi und ich flogen nach Mont Lachat, während Mättu mein Ziel den Pint Percee überhöhte. Beim zurückfliegen sneakte ich gerade noch so knapp über den Hügel vom einen ins andere Tal, im Wissen darum, dass mich da wohl Leerotoren erwaten. Und promt als ich aus der Leethermik rausglog, knallte es mir die Hälfte des Schirmes weg. Da ich nicht mehr sehr viel Höhe hatte, um noch weitere Versuche im Lee zu unternehmen, ging ich sicherheitshalber landen. Die Bedingungen waren etwas heikel, weil der Südföhn immer mehr anstieg und wir grundsätzlich schon im Lee flogen. Leider ging es nicht für alle so gut aus, wie für mich, denn ein Pilot kam aufgrund eines Klappers in die Autospirale, warf den Notschirm, dieser flog in die Kalotte und er stützte ins Geöllfeld. Adi sah es vom Boden und vergewisserte sich über Funk, dass wir alle in Ordnung sind und es niemand von unserer Truppe war. Ein anderer Pilot landete kurz danach etwas geschockt und redete mit Adi. Er hat wohl schon in der Luft die Rettung allarmiert. Wir redeten mit ihm und es stellte sich heraus, dass er die letzten zwei Wochen per hike and fly von Salzburg hier her gekommen ist. Wir boten ihm an, mit uns auf den Schrecken ein Bier zu trinken und luden ihn auf ein Essen ein, inklusive neuer Haarschnitt.20220618_202245 So entstand ein gemütlicher Abend mit Grillade, Bier, Kübb, Gmüetlichgüezi, einem Schwumm im Schnekanonensee und viel Gequatsche übers Fliegen. Disi und Chris verliessen uns am darauffolgenden Morgen, während Mättu, Vitus (der ständig hungrige hike and fly Österreicher) und wir einen Tag am Fluss verbrachten. Aufgrund viel Föhn und viel Wind. Mättu nervte es daher schon ziemlich, als er plötzlich Leute in der Luft sah. Am Abend holte Mättu Nataschiii am Bahnhof und nach einem Schwumm im Lac von Annecy gingen wir zum Startplatzparkplatz, um zu kochen. Das Essen war mässig lässg, da wir leider eine süsse Sojasauce in die Nudeln kippten. Naja wer richtig Hunger hat, isst auch das….Um so besser endete der Abend dann. Mit Gitarre und Gesang von Vitus unterm Sternenhimmel auf dem Startplatzrasenteppich. 20220619_212259Kann das Leben denn schöner sein??? Am Tag darauf verabschiedete uns nach einem kurzen Flug, einem steilen hike und dem Baden im See auch Nataschiii, Vitus (ala geile siiech) und unser lieblings Mättu. Und nun sitzen wir gemeinsam am See, geniessen den Sonnenuntergang müde und dankbar für die letzten drei Wochen voller Freude und Leid, Hochs und Tiefs, Sonne und Regen mit Freunden, Familien und neuen Bekannten.

Dem Wissen darin, dass Glück und Unglück so nah beieinanderliegen. Und dass das Unglück des einen, wohl das Glück des anderen bedeuten kann. Wir sind froh, dass Leben so geniessen zu können. „!Fuck Adi ist grad in eine Scherbe gestanden!!“

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