Galizien alles anders als geplant…

Nach dem Unfall war ich, wie gesagt, viel alleine unterwegs. Also ging ich den ersten Tag zu den Bufones de pria spazieren. Wenn das Meer wild ist, spritzt hier das Wasser durch unteridische Tunnel, die vom Meer ins Landeinnere reichen, in die Höhe. Wie Geisire, leider war an diesem Tag das Meer nicht wild genug. Ich habe die Region aber trotzdem sehr genossen.
Danach gingen wir zu der schönen Playa gulpyuri. Die nicht am Strand ist, sondern im Landesinneren. Durch einen Kanal im Fels kommt das Meerwasser bis dort hin und bildet so einen kleinen Strand weit weg vom Meer.

Sehr speziell. Weiter gings mit dem Strand cuevas del mar. Eigentlich war der Plan dort zu klettern, doch dies ist im Moment nicht möglich. Adi fühlte sich aber schon viel, viel besser.

Mich juckte es wieder unter den Fingernägeln, denn ich wollte in die Luft. Auf dem Plan war Torimba. Ich stand ganz alleine am Startplatz, es war Sonntag.

Mir kam das alles komisch vor, also schrieb ich in dem Spanischflugchat und bekam schnell Antwort, dass es total passen würde zu fliegen. Also hebte ich ab.

Der Wind war eher „flojo“, wenig stark und daher musste ich schon sehr konzentirert fliegen, um nicht abzusaufen. Es war eine wunderschöne Bucht mit weissem Sandstrand. Der Platz im Allgemeinen war sehr schön und wir übernachteten hoch über dem Meer auf der Klippe mit den wunderschönen Bergen im Rücken.

Bei diesen Bergen ging ich einen Tag später Wandern. Adi begleitete mich in die rieseigen Höhlen, die der einzige Verbindungsweg zu dem dahinterliegenden Dorf darstellt.

Es ware eine wunderschöne Wanderung, bei der ich bis nach Ribadasella sah. Ein klines Fischerdorf, dass wir einen Tag später besuchten, um Fisch zu essen.

Danach fuhren wir nach Gijon an die Klippe colinas. Dort fand ich den Startplatz, aber dieser war abgesperrt von einer Flugschule…hmmm…da die Nummer dran war, schrieb ich ihnen. Lustigerweise waren 20 Minuten später 5 Piloten am Startplatz. Ich fragte mich, ob sie nur wegen mir gemerkt haben, dass es fliegbar ist.

Natürlich bekam ich die Erlaubnis den Startplatz zu nutzen. Also flog ich, mit etwas wenig Wind, an der schönen Klippe hin und her. Den ganzen nächsten Tag wartete ich erneut auf den richtigen Wind, der nie kam. Also gab es Planänderung und wir fuhren nach Xago. Dort suchten wir inmitten dem Eukalyptuswald, der bis zum Meer ging, einen schönen Platz zum stehen und sahen zu unserem Erstaunen Lu.

Der nette Berner, den wir schon in Sopelana und Santander gesehen haben. Er war dort mit einem Surferfreund und zwei netten deutschen Surfer. So bildeten wir eine gemütlicher Campergemeinschaft an einem tollen Strand mit perfekten öffentlichen Regenduschen. Ein Traum. Nun ja, ich war ja wegen dem Fliegen da. Am ersten Abend ging ich die Klippe hoch, um zu sehen, wie der Startplatz aussieht und der aktuelle Wind ist. Die Stärke war gut, die Richtung eher weniger. Hinzu kam, dass ein Heli vor der Küste nach einem vermissten Fischer suchte. Was das Fliegen eher weniger einladend machte. Zwei Piloten starteten trotzdem raus, mit de Begründung, der Heli würde sie schon sehen und ausweichen. Nun jaa….meiner Meinung nach war der Heli mit dem Suchen eines Menschen in Lebensgefahr genug beschäftigt und ich liess das Fliegen bleiben.
Am nächsten Morgen stand ich dafür schon früh Morgens ganz alleine auf der Klippe und soarte fast zwei Stunden fliedlich, bevor erstens der Wind abstellte und zweitens der Heli seine Suche fortsetzte. Der Mann wurde zwei Wochen später leider leblos gefunden, haben wir durch die Medien erfahren.
Da der Wind die nächsten Tage schlecht war, fuhren wir weiter nach Cudillero.

Ein wirklich süsses Fischerdorf. Adi kann sich im Moment nur an wenigem erfreuen und sooo gehört gutes Essen nun zum Reiseplan dazu. Er bestellte ein Fischmenu und es war excellent. Die Restaurants holen die Fische direkt bei den Fischern ab und somit ist die frische der Gerichte hervoragend. Da es Wochenende war und das Dorf somt voller Menschen, verliessen wir den Ort. Auf dem Kap de Busto fanden wir einen tollen Schlafplatz. Der Wind war extrem stark und so pakte ich am Abend noch den Landkite aus, um mich auszutoben.

Am Morgen danach machte ich eine herrliche Rundwanderung um das Kapp und bewunderte die Steilklippen. Danach fuhren wir an die berühmte playa de los cathedrales….also dies war zumindest der Plan. Da die Parkplätze so überfüllt waren, liessen wir dies sein und fuhren weiter nach Galizien. Genauer gesagt eine wunderschöne Bucht in der Nähe von Viveiro. Der Wald reichte bis zum Wasser, ein wunderschöner Parkplatz an einer wunderschönen Bucht.

Nach einem Bier machte ich mich auf, um in der schönen Bucht zu SUPen. Es war etwas anstrengend da der Wind mir entgegenblies. Das Wasser war glasklar und ich erreichte einige Strände, an denen ich ganz alleine war. Da ich ja eigentlich Küstensoaren wollte, fuhren wir nach Porto do Bares, aber der Wind wollte nicht, wie ich wollte und so war nichts mit Fliegen. Stattdessen gesellten wir uns an die anscheinend „schönste Bank der Welt“ und genossen ein Sidra.

Danach wanderte ich noch der Steilküste entlang, um die Aussicht und das wilde Meer zu geniessen. Und dann kam Regen. Wir erledigten so allerlei, was man alles zu erledigen hat und fanden einen tollen Platz mit Duschen, Strand und vielen Bäumen, um zu relaxen. Pascal und Nadja kamen am Abend vorbei und besuchten uns.

Sie waren auf der Durchreise nach Südspanien und so gab es einen gemütlichen Abend mit Bier, Sidra, Wodka und alles was sonst noch dazugehört. Dementsprechen schliefen wir aus und besuchten danach die schöne Bucht an deren wir mutterseelen alleine waren, bevor wir ins Fischrestaurant gingen. Jaa fliegen war immer noch in meinem Kopf, aber weder der Wind, noch das Wetter spielte in Cariño mit, also fuhren wir nach Ferrol.

Dort war das Wetter immerhin angenehmer, aber der Wind eben nicht. Dies merkte ich erst nach einem stündigen Hike auf den Berg. Er war viel zu stark und viel zu sehr von der Seite. Naja ich lief herunter. Hab ja gelernt, dass dies manchmals die bessere Entscheidung ist. Ich setzte mich mit einem galizischen Piloten in Kontakt und danach kam die Ernüchterung. In Galizien sind 80% der Küste Naturschutzgebiet für Vögel und somit ein no Go für Paraglider. Nach weiteren Nachforschungen stellte ich fest, dass ab dem 12. September bis Mitte Dezember grosse Teile der ländlichen Gebite, wo eigentlich befliegbar wären, zu einer NOTAM Zone erklärt wurden. Grounding nr. 2. Nun stand auch ich am Boden der Realität, ziemlich genervt und frustriert, dass mit Fliegen in Galizien sehr wahrscheinlich wenig werden würde.
Naja….was will man machen, dass Leben spielt nicht immer so wie man will. Also suchten wir nach anderen Beschäftigungsideen. Die erste war Wandern. Wir fuhren zu Fragas de Eumen.

Was auf Galizisch so viel wie wilder Wald bedeutet. In Galizien sprechen die Menschen einerseits Spanisch andererseits Gallego. Eine Mischung aus Spanisch und Portugiesisch. Kurz vor Abmarsch meiner Wanderung rief uns, auf dem Parlatz, ein St.Galler zu. Wir kamen ins Gespräch und kurzer Hand beschloss ich, mit ihm zu wandern. Wir gingen zum Monasterio und danach noch zu einem nicht sooo spektakulärem Wasserfall. Die Wanderung war sehr schön und führte uns 24 Kilomter durch wilden Wald in dem wir sogar zwei Rehe erblickten.
Am Tag darauf fuhren wir zu einem der einzigen Waserfälle in Spanien bei dem Süsswasser in Salzwasser fällt.

Cascadas da Ezero. Ein wunderbarer Wasserfall mit einer nicht ganz sooo spektakulären Nachtlichtshow. Am folgenden Tag fuhren wir zu den Dünen von Corrubedo. Da ein grosser Teil wegen Erholungsphase abgesperrt war, sahen wir nicht sehr viel, ausser einem Hügel von Sand. Irgendwie frustriert über die Tatsache, das dass Reisen und Erleben seit Adis Unfall nicht mehr das Selbe ist, stellten wir fest, dass es eigentlich nicht die Orte sind, die unsere Reise speziell schön machen, sondern WIR.

Denn obwohl wir an den schönsten Buchten mit dem klarsten Wasser, tollsten Wälder und Plätzen sind, fühlt es sich nicht gleich an, wie zuvor. Nun, trotzdem versuchen wir das Beste aus der Situation zu machen und so beschloss ich kurzerhand von der Luft ins Wasser zu wechsel. Da mit Fliegen nicht viel ist und das Wasser sooo schön, schien mir dass Tauchen als eine gute Alternative, um mich zu beschäftigen, während Adi sich erholte. Der Advanced Dive Kurs war schon ewig auf meiner To-Do Liste und so realistierte ich dies. Wir fuhren aus dem Grund ziemlich zügig nach Vigo und waren erst mal geschockt. Das letzte Mal unter soo vielen Leuten und so viel Verkehr waren wir in Annecy. Eigentlich wollte ich am liebsten gleich wieder umdrehen und raus in die Wildniss fahren, doch soo hässlich war Vigo dann doch nicht und um zu Tauchen eine gute Möglichkeit.

Ich machte nebst einem Wracktauchgang auch einen wunderschönen Nachttauchgang. Das Beste daran war die Biolumineszenz des Planktons. Soo stark kannte ich dies nur aus Fotos. Wenn man sich bewegte leuchtete alles. Zurück auf dem Boot drehten wir riesige Runden, wobei der Motor leuchtende Kreise ins Wasser malte.

Ein Highlight für mich, nebst den vielen Hummern, Krebsen, Sephien, Rochen, Seesternen und verschiedensten Fischen, die ich bewundern durfte.
Einen Tag später kam mein nächstes Highlight zwar nicht unter Wasser, aber beim Rausfahren an den Tauchspot begegneten uns sechs springende Delfine. Wohoo….beim Tauchen schwamm anscheinend ein Hai an uns vorbei…ich war wahrscheinlich am träumen und habe ihn leider nicht gesehen. Vielmehr war ich faszniert von den riesigen Muscheln und einem Krebs der schon so alt war, das bereits Korallen und Seepocken auf seiner Schale wuchsen. Grossartig. Es nimmt mich wunder, wie viele Taucher er schon vorbeischwimmen sah in seinem Leben. Der Tieftauchgang und der letzte Tauchgang meines Kurses, war najaa…. eben tief und somit ohne viel Licht und saukalt da unten. Auf 27 Meter sind alle Fraben bis auf Blau, grau und einige Grüntöne vom Wasser absorbiert. Also sieht man dementsprechend wenig. Hinzu kam, dass die Bucht von Vigo sowieso nicht sooo gute Sicht hatte und somit tauchte ich leicht panisch bis in die Tiefe ab, wo meine Buddies auf mich warteten. Alle waren erfahrene Taucher und tauchten somit im Trockenanzug….nur ich fror im Wetsuit. Ein paar Fische und eine Sephie erheiterten meine nicht sehr gute Stimmung unter Wasser. Ich konnte meine Finger schon nicht mehr bewegen und musste den Druckausgleich mit meinen Daumengelenken machen. Nicht optimal, aber ich wollte den anderen auch nicht, den ohnehin schon kurzen Tauchgang in dieser Tiefe, noch mehr verkürzen. Umso glücklicher war ich mit jedem Meter den wir langsam aufstiegen und das Wasser wärmer wurde. Es waren schöne Tage auf dem Meer. Doch was ich jetzt sicher weiss, dass nächste Mal ist der Trockenanzugkurs dran.
Wir verliessen nach einem Abendessen in einer der besten Pizzerias, die wir je besucht hatten Vigo. Der nächste Stopp war Oia.

Eigentlich ein tolles Soaringgebiet…aber…der Wind kam wiedermal von der falschen Seite und zudem viel zu stark. Am Abend fand per Zufall ein traditionelles galizisches Musikfest statt, das wir beobachteten, bevor wir am nächsten Tag zu Süsswasserbäder an der Küste fuhren.

Diese Löcher im Stein waren mit Süsswasser gefüllt. Eigentlich wollten wir uns darin baden. Aber es war sehr kalt und der starke Wind machte die ganze Sache nicht angenehmer. Also fuhren wir weiter nach Guarda wo wir auf einem kleinen Berg alte Steinruinen der früheren Bewohner begutachteten und die wunderschöne Aussicht auf Spanien und das naheliegende Portugal genossen.

Der Wind peitschte uns mit 66 km/h um die Ohren und somit war Mütze und Windstopperzeit. Am nächsten Morgen genossen wir nochmals das strahlende Wetter am Fluss Miño, welcher die natürliche Grenze zwischen Spanien und Portugal darstellt.

Adi versuchte sich mit Fischen, aber najaaaa…..er schaffte es bei der Flut sein ganzes Fischerequipment zu verlieren…eine Schande für die Umwelt….er hatte ein richtig schlechtes Gewissen. Naja weg war weg. Am nächsten Tag war mein Geburtstag und so fuhren wir nach salvaterra do Miño, um dort die Thermen zu besuchen. Drei heisse Becken zwischen 40 und 45 Grad. Herrlich…wir vergnügten uns zwei Stunden, bevor wir Richtung Portugal fuhren. Da Portugal eine Stunde Zeitverschiebung hat, wurde mir an diesem Tag sogar eine zusätzliche Stunde Lebenszeit geschenkt. Was gibt es besseres.

Und nun verlassen wir Spanien, nach zwei Monaten an der schönen Nord und Westküste dieses Landes. Wir haben das grüne, lebhafte und total andere Spanien kennengelernt und einen Ort gefunden, an dem es sich durchaus gut leben lassen würde. Mit seinen riesigen Wälder, Steilklippen, angenehmen Klima und den glasklaren Buchten. Viele nette und total unkomplizierte Menschen, mit denen man jederzeit einen Schwatz haben kann. Menschen, die das Leben in vollen Zügen geniessen und anders als wir es gewohnt sind, die Arbeit und das Geld als nebensächlich anschauen. Eine Lebensphilosophie, die uns seeehr zusagt. Natürlich werden wir wieder durch Spanien ziehen, spätestens, wenn wir ganz im Süden Europas angekommen sind. Nur den Norden dieses schönen Landes wird uns immer als etwas ganz besonderes in Erinnerung bleiben.

3 Kommentare zu „Galizien alles anders als geplant…“

  1. So toll dieser Reisebericht! Was ihr doch alles erlebt habt! Unglaublich! Ich gebe zu, dass ich etwas neidisch bin. wäre ich noch jünger würde ich all diese schönen Orte auch aufsuchen. Gute Besserung dem Patienten!

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