Baskenland und Kantabrische Küste; Zarautz bis Santander

In Spanien angekommen waren wir erst mal vom guten Wetter überrascht, denn in Accous war es neblig und grau und auf der anderen Seite der Bergkette schien die Sonne. Und es war heiss.20220806_165845 Eigentlich nicht das optimale Klima um um 13.00 an einer Südwand zu klettern, der starke Wind macht die Sache aber angenehm. Wir fanden ein traumhaftes Plätzchen, um zu parken und hatten eine wunderbare Aussicht auf den Fluss und die Berge.20220806_172446 Am nächsten Tag lief alles nicht so, wie eigentlich geplant….also entschieden wir uns nach Tiemes zu fahren, weil Adi per Zufall entdeckte, dass es dort Thermen gibt. Irgendwie erschien es uns etwas abwägig bei 38 Grad in warmes Wasser zu liegen. Angekommen fanden wir nur Ruinen im gefluteten Stausee. Laut Foto müsste der Ort aber da sein. Bei den Ruinen merkten wir dann, dass das Wasser warm ist und dies ehemals eine Therme war, die nun aufgrund des Sees halt nicht mehr existiert. Wir badeten also genüsslich im schwefligen Wasser, einfach weil es soo schön angenehm war, auch mit der Sonne.

Danach fuhren wir Richtung Nordküste. Wir erschrecken jedesmal erneut über die extreme Trockenheit und Hitze in Spanien. Die Landschaft erinnerte uns an die chilenische Atacamawüste. Die Felder sind staubtrocken, die Pflanzen haben sich dem Klima wohl angepasst und so wachsen riesige Pinienwälder, die mit der Hitze und der Trockenheit zwischen all dem Staub überleben. Wir fuhren über Brücken, die mit den Namen von Flüssen, die darunter durchgehen, beschriftet waren, aber da war kein Tropfen Wasser mehr. Wie schaffen es denn die Menschen hier zu überleben??? Irgendwann wurde es grüner und man sah am Horizont die feuchte Luft des Meeres und dann erreichten wir die schön grüne Küste Nordspaniens. Es war wie in einer anderen Welt. Unser Ziel war Zarautz, weil dort ein Soaringspot ist. Aber zuerst kam Ernüchterung. Zarautz war überfüllt. So viele Menschen haben wir schon lange nicht mehr gesehen, Parkplätze bis an den Rand voll…oh mein Gott, und die Ferien in Spanien gehen noch bis Mitte September. Der besagte Startplatz war von einen risigen Zaun umringt, mit dem Hinweis „propiedad Privada“. Und jetzt wo starten, wo landen? Auf dem überfüllten Strand sicherlich nicht. Da der Tag bis auf die Therme eh nicht so gut lief, war Bier die einzige Lösung.

Und dann sahen wir jemand mit dem Schirm. Ich rannte los, um ihn noch vor dem Start zu erwischen und fing an mit ihm zu reden. Es ist wirklich schön einfach fliessend mit jemanden reden zu können. Kurz gesagt, wurden wir dann von den freundlichen Spaniern aufgefordert mit ihnen mitzukommen und an einen anderen Startplatz zu fahren. Wir überlegten nicht lange uns sprangen in Ihren Bus. Das Starten stellte sich für sie etwas schwer heraus, weil der Wind zu schwach war. Wir als schweizer im tiefschnee Rückenwindstarter zeigten ihnen daher wie das geht mit dem „wenig Wind“ von vorne. Ja aber dann waren wir in der Luft und sie nicht…und wie war das jetzt nochmal mit dem Landen??? Der Plan war ja ihnen nachzufliegen. Sie haben etwas von Hafengelände und Asphalt gesagt und da navigierten wir auch hin. Der Flug war kurz aber coool.. der erste Flug in Spanien und der erste Flug am Meer. Nach dem ersten Flug an der Küste in Spanien, beschlossen wir zu unserem Auto zurück zu hiken. Die Spanier schauten uns mit Augen an, als hätten wir ihnen gesagt, wir wollten noch kurz den Mount Everest besteigen. Nach 30 Minuten waren wir oben. Am nächsten Tag war beachlife angesagt SUPen, chillen und etwas Kunst. Für was man alles Zeit hat, wenn man alle Zeit der Welt hat.

Am Abend lernten wir dann zwei nette Deutsche kennen. Wir wurden gefragt, ob wir Influencer sind, um unser Leben zu finanzieren. Nöö Influencer sind wir nicht. Wir versuchen niemandem die Instagramtravelscheinwelt zu verkaufen. Denn es ist nicht alles Gold was glänzt. Auch wir haben Probleme, hadern mit Entscheidungen, kriegen uns in die Haare und schlagen uns mit mühsamen Dingen herum. Es sind nicht die Gleichen wie zuhause in der Schweiz, aber jeder Lebensstil hat so seine Hochs und Tiefs, also lasst euch nicht zu sehr blenden. Das Leben ist und bleibt das Leben, mit all seinen Facetten. Auf jeden Fall betranken wir uns ganz spontan mit ihnen. Das haben wir ja schon eh und je nicht mehr gemacht und dementsprechend scheisse fühlten wir uns am nächsten Morgen….Sangria, Wein, Bier….ich musste erst mal chillen. Adi war voll motiviert und hechtete sich für einen Flug raus. Das zweite Mal schaffte es auch ich. Aber nur, weil uns ein netter Spanier den Berg hochgefahren hat. Der Flug war auch eher kurz, aber den netten Spanier trafen wir einen Tag später noch in einer Cidreria und somit haben wir einen neuen Freund in der Region. Beim Zurückfahren gab es einen fast Unfall. Unsere Autotüren muss man richtig VW mässig zuschlagen und irgendwie hab ich das wohl nicht genug stark gemacht und so öffnete sich bei einer rechtskurve meine Tür. Ich konnte noch gerade genug weit herauslehnen, um sie zu erfassen, bevor sie an einem entgegenkommenden Fahrzeug in die Kühlerhaube geschlagen wäre. Phuuu Glück gehabt. 20220810_165053Am Abend fuhren wir nach Arrona und machten noch einen kleinen Hike bei Todeshitze und 80 % Luftfeuchtigkeit. Innert Minuten trieften wir wie Wasserfälle und wir mussten somit unsere gewohnte Laufgeschwindigkeit etwas runterschrauben.

Nach einem kurzen Abgleiter wurden wir erneut von netten Basken zum Startplatz gefahren und flogen mit ihnen an diesem Abend und am darauffolgenden Tag. Es war endlich thermisch und wir konnten immerhin eine Stunde in der Luft bleiben mit dem Meer am Horizont…wooow. Wir verabschiedeten uns von unseren netten Kollegen und das neue Ziel war Sopelana. Wir wurden schon gewarnt, wie überlaufen und voll es sei, doch dort angekommen, war es längst nicht so schlimm wie prophezeit. Nichts im Vergleich zu Annecy 😀. Wieder wurden wir sofort herzlich von allen Tandempiloten begrüsst und waren inmitten des Geschehens.

Wie das Beherrschen einer Sprache sich auf die Sozialisation auswirkt ist enorm. Oder es ist einfach die spanische Art zu leben? Wahrscheindlich beides. Es stellte sich heraus, dass der eine Pilot Flugfreunde von uns in der Schweiz kennt…..die Welt ist ein Dorf. Der Wind war perfekt und so soarten wir den ganzen Tag. Toplanden, starten, toplanden, starten. Ich versuchte mich sogar einer kleinen Strecke und flog aus dem Strandkessel heraus zum nächsten Beach, was ganz gut funktionierte, aber für noch mehr Strecke bräuchte es tatsächlich viel mehr Wind. Der kam dann etwas später auch. So stark, dass die Tandempiloten auf 22 qm Schirme wechselten…bei einem 40er Wind. Wir hatten unsere kleineren Schirme nicht dabei und desshalb beliessen wir es beim Zuschauen und Informationen einholen über die Tipps und Tricks des Küstensoarens und der Meteokenntnisse die man so haben sollte.

Am nächsten Tag waren wir gescheiter und namen die kleineren Schirme mit, aber diesmal blieb der Wind laminar und gechillt. Wir soarten zweimal eine Ewigkeit. Versuchten uns an der Klippe spielerisch herauf und herabdirften zu lassen, toplanden und vertwistet zu fliegen…lustiges Spielen an der Klippe. Wir gehörten schon nach dem zweiten Tag zum Inventar und wurden am Morgen von allen begrüsst. Nach coolen Flügen lernten wir am Abend zwei Engländer kennen, mit denen wir dann in die Bar gingen für ein Bier

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Poppy and Joe

….wir endeten total betrunken um 2 Uhr morgens in unserem Bus…naja…es war daher nicht sehr viel los am nächsten Tag, ausser ausnüchtern und am Abend dann, immernoch etwas benommen, einen Abendflug zu machen. Dafür hatte wir am nächsten Tag tolle Flüge. Ich machte endlich meine Challenge und löste den Rubikscube während dem Flug…wohooo!!!

Danach verliessen wir nach 4 Tagen unseren Strandcamping und fuhren nach Ramales, um zu klettern. Der Fels war super schön und die Routen ein purer Genuss. Nicht vieles in unserem Schwierigkeitsgrat aber immerhin etwas zu klettern.

Die Region ist hauptsächlich bekannt für die mehr als 4200 Höhlen in verschiedensten Grössen und dem illegalen Anbau von Canabis. Die vom Wald bewachsenen Berge, die vielen Felsklippen und sehr wenig bewohnte Region, inklusive dem perfekten Klima, laden quasi dazu ein. Im Oktober sind hier immer Polizeidohnen und Hubschrauber unterwegs. Auch wir malten uns aus, wo man am besten etwas anpflanzen könnte.

Zum ersten Mal sahen wir schöne spanische Architektur. Bisher war eher alles im Stil Plattenbau, da die Region um Bilbao früher extrem viel Industrie betrieb. Nicht wirklich was fürs Auge.

Und dann setzte der Regen ein. Zwei Tage schlechtes Wetter. So was hatten wir schon eh und jeh nicht mehr.

Es blieb uns Zeit für alltägliches, wie waschen, einkaufen etc. Mit unseren deutschen Freunden Mira und Sam fuhren wir am Tag darauf nach Islares. Sie liehen Adi ein Surfboard und so konnte er einige Stunden im Wasser herumplantschen, wo der Regen ja sowieso keine Rolle spielt.

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Mira Sam und sky

Am darauffolgenden Tag wollten wir eigentlich fliegen, aber der Wind machte uns einen Strich durch die Rechnung. Allgemein zeigten sich die Prognosen für die Küste eher schlecht als recht. Etwas frustriert chillten wir an einem kleinen Beach namens „playa de san julian“. Wunderschön zwischen Felsen gelegen. Etwas ratlos wollten wir am nächsten Morgen nach la Arnia fahren, um zu klettern.1661020657464 Aber, das Schicksal lässt grüssen, wurden wir vor einigen Tagen von einem Freund eines Freundes in eine Whatsappgruppe von 150 Piloten in Santander eigefügt.

Diese schrieben ihre Pläne in den Chat und so hängten wir uns kurzerhand ein und fragten, ob es wohl recht sei mit Ihnen zu fliegen. Wie Spanier eben sind, wurde uns sofort eine Fahrt an den Startplatz angeboten. Wir wurden herzlich von allen begrüsst und der Flug, die Rotoren, die Schwierigkeiten und das Landen erklärt. Danach ging es ab in die Luft.

Adi und ich waren lange die einzigen, die es irgendwie schafften Höhe zu machen. Erst lange Zeit später kamen die locals dazu. Also hies es warten für mich, denn ich brauchte Guides für einen Streckenflug, da ich mich n dieser Region ja absolut nicht auskenne. Dieser gelang mit mehr oder weniger, da der Wind auf einmal sehr stark wurde und zeitweise sogar von Süden über die Flanke kam und ich somit wiedereinmal in irgendeinem sch**** Venturieffekt hängen blieb, ging ich landen. Nichts desto trotz ein toller Tag, in einem tollen Fluggebiet, bei dem wir schon die ersten Felswände der Picos in Augenschein nehmen konnten. Nach einem Cerveza in der Taberna blickten wir nach oben, wo ein Schirm an der Basis kratze und nur ein Stück über ihm ein Linienflugzeug flog. Ich checkte den Luftraum und eigentlich befanden auch wir uns in der TMA von Santander, die grundsätzlich mit dieser Höhe nicht beflogen werden darf. Aber TMAs werden hier einfach ignoriert. Ein Spanier meinte; „das ist Nordafrika und so wird hier auch mit Regeln umgegeangen.“

Najaa….wir habens ja schon gemerkt. CTRs werden aber ernstgenommen und auch von der Polizei gebüsst. Meinten wir zumindest.!! Denn am Abend sahen wir folgendes am StrandIMG-20220821-WA0001….der Polizeihubschrauber flog extra einen grossen Bogen um den Gleitschirm, um ihn vor dem Downwash zu bewahren, obwohl dieser in der CTR und im Naturdünenschutzgebiet flog. Und wir dachten schon, jetzt ist er am Arsch.

Nordspanien zeigte sich bisher als unglaublich schööön. Die Landschaft ist so divers. Viele Wälder, viel Grün und wunderschöne Küstenregionen, die wir so bisher noch nirgends gesehen haben.  Voller Vorfreude schauen wir unseren Weg nach Asturien entgegen, der uns sicher noch einige schöne Naturmomente bescheren wird. Hasta pronto Amigos!!

Douelle, Westküste und etwas Pyrenäen

Es war bisher die längste Fahrt ever hier in Frankreich. Es ist erstaunlich wie gross, wild und unbewohnt dieses Land doch ist. Schon lange haben wir keine soo grosse Wälder mehr gesehen, wie hier in Frankreich. Aber auch noch nie solch rieseige Baumplantagen. Nach 4 Stunden erreichten wir unsere nächste Destination Douelle bei Cahors. Die Stadt war süss, nur gab es einige von Drogen gezeichnete Menschen und viele Bettler. Wie wir aus unseren Beobachtungen auf der ganzen Welt wissen, treten existenzielle Armut und Drogenkonsum, Seite an Seite mit grossem Reichtum auf. 20220725_190336Diesen fanden wir dann 20 Minuten später, in den Wäldern oberhalb von Douelle. Schilder wiesen auf die Videoüberwachung der Gendarmierie hin. Ob die Kameras die Bewohner der Villen von ihren wirklichen Ängsten bewahren, bleibt in Frage gestellt. Uns kümmerte das Ganze weniger. Auch die Schilder, welche auf ein Verbot von Wohnwagen, Wohnmobilen und Zelte hinwies liess und kalt, da wir de Facto ja keines davon besitzen. Also fuhren wir über die holprige Landstrasse zum Startplatz. Mit einer Höhe von 190 Meter über dem Landeplatz schätzten wir das Thermikerwischen schon eher schwierig wir. Wir versuchen unser Glück, war die Devise.

Douelle war sehr, sehr trocken. Daher war die Thermik dementsprechend stark und wir starteten am ersten Tag nicht, da es die Leute ziemlich herumwirbelte in der Luft. Am zweiten Tag wagten wir uns und die Thermik war schon um 12.00 bombastisch. Und dann sahen wir etwas, was wir noch nie zuvor gesehen haben. Vor uns stieg eine Säule aus trockenen Blättern, Gras und kleinen Ästen mit einer extremen Geschwindigkeit in die Höhe. Noch einen Tag zuvor wünschten wir uns die Luftbewegungen sehen zu können. Voila…er erfüllte sich und war dann doch etwas einschüchternd. Nichts desto trotz flogen wir in die aufsteigende Säule rein und wir stiegen schnell 6 m pro Sekunde hoch…wooow. Später erlebten wir dieses Phänomen dann am Startplatz erneut…ein Dustdevil trieb sein Unwesen und schmiss die paratgelegten Schirme umher. Nachdem es beim fliegen dann ab einer gewissen Höhe nur noch hoch ging, weil der Wind so stark war…pausierten wir und machten am Abend noch einen entspnnten Flug, mit immer noch sehr starker Thermik. Douelle ist ein wunderschöner Ort. Die Lot ist richtig warm und lädt zum baden ein. Die Häuser erinnern an mittelalterliche Dörfer und die vielen Weinreben werden für den lokalen Wein Cahors gebraucht. Nach zwei Tagen in der iylischen Landschaft machten wir uns auf den Weg an die Küste.20220728_151401

Wir erwarteten schon das übliche überfüllte Strandgetummel, doch Seignosse entpuppe sich als überschaubares Dorf mit eher wenig Leuten. Wir sahen endlich wider

den Ozean, seit drei Jahren haben wir kein Meer gesehen. Das Wasser war für den Altlantik „pisswarm“.

Ausser der Lot waren wir schon lange nicht mehr in so warmen Wasser. Und mit dem Strand kamen auch Strandprobleme. Sand und Salwasser. Das hiess fegen ungfährt 10 x am Tag, damit wir nicht innert kürzester Zeit den ganzen Strand im Auto hatten. Zudem waren da überall Schilder mit „campen verboten“. Also parkten wir auf einem Parkplatz in einer Wohnsiedlung ohne dieses Schild….dumm nur, dass wir trotzdem eine Busse an unserer Frontscheibe hatten. Wer weiss ob das Ding wirklich in der Schweiz ankommt. Bekanntlicherweise verhält es sich mit Problemen ähnlich wie beim Memory…es gibt immer eine Lösung, manchmal dauerts eben etwas länger, um sie zu finde. Adi fand sie jedoch schnell und so entfernten wir, ab dem Tag, einfach die Nummernschilder in der Nacht. Ein Franzose, der neben uns campte, sagte uns, dass er dies auch immer so macht. Am nächsten Tag packten unsere SUPs aus und versuchten uns mit Wellenreiten. Etwas schwerer als beim normalen Surfen ist die ganze Sache schon, aber immerhin nicht ein ewiges auf und ab, da man ja eh immer steht. Auch unser kleine Landkite kam zum Einsatz, bevor wir uns an das Kiten am grossen Schirm machten.

Das Groundhandling hatten wir null koma nichts kapiert. Same same but different wie paragliden. Different vorallem darum, weil man hier den Schirm so lange wie möglich in der Powerzone haben möchte. Und das Ding entwickelt doch ziemliche Dynamik….trotzdem hatten wir nach einer Stunde das Gefühl, das wir die Trimmung gerne etwas aggressiver gehabt hätten. Wir fummelten aber nicht heimlich an den Schulschirmen herum. Am zweitag Tag gings dann ab ins Wasser. Ohne Board war das Handling einfach. Mit Board schon etwas schwerer. Denn die permanente Kraft im Schirm zu kreieren, nachdem man aufgestanden ist, stellte sich als Crux der ganzen Sache dar. Oft surften wir und waren nach einigen Metern schon wieder liegend im Wasser. Ich verlor dann jedesmal das Board. Da es, aus Sicherheitsgründen, keine Leash hat, beschäftigte ich mich hauptsächlich damit, mein Board im Meer zu suchen, während ich den Schirm irgendwie versuchte ober mir zu halten. Phuuu zum Glück hab ich das Schirmhandling im Griff. Adi stellte sich weniger ungeschickt an und surfte schon ganz gut in eine Richtung. Wie man gegen den Wind aufkreuzt haben wir immernoch nicht ganz verinnerlicht. Aber das kommt schon noch.

Da wir den Strand nach kurzer Zeit schon wieder etwas gesehen haben und das freie Stehen im Ort mühsam war, zogen wir erneut in die Berge. Nach Baïgura…lediglich 30 Kilometer von der Küste entfernt und doch ein total anderes Klima. Die Region ist die grünste, die wir bisher gesehen haben, obwohl es auch hier viel zu trocken ist.20220731_175903 Die feuchte Meerluft sammelt sich hier während der Nacht in den Bergen und somit ist es Morgens oft neblig dunstig. Daher wachsen hier Felderweise Farne. Die Pferde, Schafe und Kühe bewegen sich frei auf den Wiesen….von der einen Strasse halten sie sich fern. Auf den Gipfel des Mont Baïgura gelangt man mit dem Petit Train, der von einem Traktor gezogen wird oder zu Fuss in etwas mehr als einer Stunde. Oben eröffnet sich der Blick Richtung Pyrenäen, dem Flachland und dem Atlantik…wooow…meega.

Die Thermik hier war endlich mal angenehm, so wie wir es uns gewohnt sind….aus dem Schlauch und runter gehts, in den Schlauch und hoch. Hier gibt es eine Gänsegeierkolonie von mehr als 30 Tieren. Erst dachten wir uns, was sind das für komische Steingebilde auf den Felsen, bis wir die wunderbaren Tiere dann erkannten. Als ich vorbeiflog, um sie anzusehen starteten gleich alle miteinander auf ihren Streifzug und so flog ich mit ca. 20 Geiern in die Thermik. Also sie zeigten mir natürlich, wo die Thermik ist und ich flog ihnen nach. Eindrücklich diese friedlichen Segler. Bei dem letzten Flug war das Wetter eher…kompliziert. Zwischen 15.00 und 17.00 setzt hier jeden Tag der Westwind ein, die Meeresbrise, die ins Landesinnere gedrückt wird. Dies bringt einerseits einen starken Talwind und damit die Möglichkeit zu soaren, andererseits bei einer überregionalen Ostwindlage auch starke Konvergenzen….und da heisst es dann Augen offen halten und Fühler ausstrecken, um im richtigen Moment zu landen, bevor es ein Waschmaschienengaudie gibt. Wir merkten es schnell, als es plötzlich nur noch stieg und sich die Kumuli zu Zirren verzogen.

Danach hiess es Sangriaaa. Am nächsten Morgen war der Wind extrem stark, also hikten wir zweimal bis auf halbe Höhe, um dort zu starten. Adi hechtete sich mit dem Speeder raus. Er war in seinem Element. Die Tandempiloten waren noch relativ lange optimistisch, dass der Wind abstellen würde, als ich Ihnen aber meine Wetterdaten zeigte, griffen auch sie zum Bier und besiegelten den Tag für gelaufen. Wir jedoch packten unsere Rucksäcke und machten uns nochmals auf einen Hike zu den Felswänden hoch, da wir wussten, dass es dort ungefähr 7 Routen zu klettern gibt. 20220802_150158Dies Routen waren eher kurz, aber es war die Mühe wert. Am Morgen empfohlen uns zwei Piloten Accous, einen Flugprt in den Pyrenäen, also entschieden wir uns kurzerhand am Nachmittag auch dorthin zu fahren. Eigentlich wollten wir nach dem ersten Flug am nächsten Morgen nach Dpanien weiterziehen, aber irgendwie scheint uns Frankreich nicht loszulassen. Gerade desshalb reisen wir ja, dass wir die Freiheit haben, alle Pläne über Bord zu werfen und einfach was anderes zu machen, als geplant. Die Freiheit zu haben dorthin zu gehen, wo es uns eben hintreibt.
In Accous angekommen, waren wir beeindruckt von der schönen Landschaft. Es sieht eigentlich aus wie in der Schweiz. Grün, hohe Berge, riesige Kalwände, ein wilder Fluss und fast keine Menschen. Wir fuhren mit dem Navette am nächsten Morgen zum Startplatz. Nach einem ersten Angewöhnungsabgleiter versuchten wir uns an der Talrunde.

Die Locals haben uns zuvor über die etwas tricky Bedingungen hier aufgeklärt und so waren wir reichlich damit beschäftigt auf die Gefahren zu schauen, die sich an diesem sehr labilen Tag eben boten. Auf der spanischen Seite entwickelten sich grosse Wolken, von Norden her drückte der kalte Nordwind in das Tal, zu vergleichen mit dem Föhn bei uns, wenn das ganze durchbricht, drückt der Wind durch die kleine Talöffnung wie bei einem Champagnierkorken und es kommt schlagartiger extremer Talwind….also soarten wir, mit den immer grösser werdenden Altostratus auf der eine  Seite und den Wolken, die sich langsam über die Bergflanke drückten auf der anderen Seite. Wenn die Wolken schneller runter gedrückt werden, sollten wir landen, haben sie uns gesagt. Naja was ist schnell und was langsam??

Wir waren der Meinung die Gefahr noch zu wenig beobachtet zu haben, um dies abschätzen zu können und gingen landen, was eine gute Entscheidung war. Eine halbe Stunde später war der Wind extrem….aber die meisten liessen sich nicht beirren und flogen gemütlich unter dem Amboss der Gewitterwolke, sogar als sich die einte Wolke schon in der Mitte des Tales ausleerten. Najaa… jedem das seine. Am Landeplatz traffen wir einen Bekannten aus Douelle und die beiden Jungs aus Baigura, die uns den Platz empfohlen haben. Danach gönnten wir uns einen Schwumm im kaltem Fluss, bevor das Gewitter einsetzte.

Am nächsten Tag war leider nichts mit Fliegen, Naja man hätte fliegen können, unter dem Nebel und einfach abgleiten. Wir gingen daher lieber an den Fels, um unsere Climbingskills zu verbessern. Wir hatten beide ein hoch und der Fels war super schon, sodass wir einige Routen klettern konnten.20220805_122352 Am Abend gesellten wir uns zum gleichen Schlafplatz am Fluss. Irgendwann kam eine Frau zu uns, um zu informieren, dass es am Abend eine Party hier geben und es etwas laut werden wird. Falls wir Ruhe möchten, dass wir noch wo anders hinfahren können. Wir erfuhren, dass es eine Geburtstagsparty für einen 50 Jährigen Mann ist und gingen davon aus, dass die Party gemächlich ablaufen wir, daher blieben wir. Dumm war nur, dass um ein Uhr morgens, die älteren das Feld räumten und die Jungen die Boxen übernahmen, diese voll aufschraubten und die ganze Nacht Goa und Psytrance laufen liessen, alles was die Boxen hergaben. Wir konnten um halb sieben dann endlich einschlafen und haben uns geschworen, das nächste Mal nicht mehr so naiv zu sein und zu gehen, wenn wir irgendwo hören, dass ein kleines Fest stattfinden wird. Das Wetter war am nächsten Tag auch nicht fliegbar und so entschieden wir völlig übernächtigt nach Spanien zu fahren, um dort bei besserem Wetter zu klettern. Und nun verlassen wir nach fast drei Monaten dieses wunderbare Land.
Wir haben uns in Frankreich verliebt, mit seiner wilden und abwechslungsreicher Natur, den Flüssen, den Seen, den Bergen und endlosen Weiten und Wäldern. Menschen, die einem stets freundlich und offen begegnen. Eine Kultur welche die Welt nicht so engstirnig sieht und Respekt und Toleranz grossgeschrieben wird. Entspanntheit gehört hier zum Lebensstil dazu. Franzosen sind nicht Leute der Grossen Worte, aber man merkt, dass ihr Herz am rechten Fleck ist. Und schlussendlich sind es ja nicht die Worte die zählen, sondern die Handlungen. Und diese waren stets herzlich. Unsere Sprachskills wurden immer besser und so kamen wir immer schnellen mit den Leuten in Kontakt und bekamen das Gefühl willkommen zu sein, egal wo wir waren. Es waren tolle Monaten in diesem beeindruckenden Land, von dem wir immer noch soo viel nicht gesehen haben. Glücklicherweise ist Frankreich der grosse Nachbar der schönen Schweiz und so werden wir sicherlich noch einige Abstecher machen, um dieses schöne Land zu geniessen. Als Erinnerung haben wir noch einen riesen Vorrat von Süssholz-Pferffermintee gekauft, der uns wohl bis ans Lebensende an Frankreich erinnern wird. Au Revoir France and Bienvenidos a Espania.