Danach fuhren wir Richtung Nordküste. Wir erschrecken jedesmal erneut über die extreme Trockenheit und Hitze in Spanien. Die Landschaft erinnerte uns an die chilenische Atacamawüste. Die Felder sind staubtrocken, die Pflanzen haben sich dem Klima wohl angepasst und so wachsen riesige Pinienwälder, die mit der Hitze und der Trockenheit zwischen all dem Staub überleben. Wir fuhren über Brücken, die mit den Namen von Flüssen, die darunter durchgehen, beschriftet waren, aber da war kein Tropfen Wasser mehr. Wie schaffen es denn die Menschen hier zu überleben??? Irgendwann wurde es grüner und man sah am Horizont die feuchte Luft des Meeres und dann erreichten wir die schön grüne Küste Nordspaniens. Es war wie in einer anderen Welt. Unser Ziel war Zarautz, weil dort ein Soaringspot ist. Aber zuerst kam Ernüchterung. Zarautz war überfüllt. So viele Menschen haben wir schon lange nicht mehr gesehen, Parkplätze bis an den Rand voll…oh mein Gott, und die Ferien in Spanien gehen noch bis Mitte September. Der besagte Startplatz war von einen risigen Zaun umringt, mit dem Hinweis „propiedad Privada“. Und jetzt wo starten, wo landen? Auf dem überfüllten Strand sicherlich nicht. Da der Tag bis auf die Therme eh nicht so gut lief, war Bier die einzige Lösung.
Und dann sahen wir jemand mit dem Schirm. Ich rannte los, um ihn noch vor dem Start zu erwischen und fing an mit ihm zu reden. Es ist wirklich schön einfach fliessend mit jemanden reden zu können. Kurz gesagt, wurden wir dann von den freundlichen Spaniern aufgefordert mit ihnen mitzukommen und an einen anderen Startplatz zu fahren. Wir überlegten nicht lange uns sprangen in Ihren Bus. Das Starten stellte sich für sie etwas schwer heraus, weil der Wind zu schwach war. Wir als schweizer im tiefschnee Rückenwindstarter zeigten ihnen daher wie das geht mit dem „wenig Wind“ von vorne. Ja aber dann waren wir in der Luft und sie nicht…und wie war das jetzt nochmal mit dem Landen??? Der Plan war ja ihnen nachzufliegen. Sie haben etwas von Hafengelände und Asphalt gesagt und da navigierten wir auch hin. Der Flug war kurz aber coool.. der erste Flug in Spanien und der erste Flug am Meer. Nach dem ersten Flug an der Küste in Spanien, beschlossen wir zu unserem Auto zurück zu hiken. Die Spanier schauten uns mit Augen an, als hätten wir ihnen gesagt, wir wollten noch kurz den Mount Everest besteigen. Nach 30 Minuten waren wir oben. Am nächsten Tag war beachlife angesagt SUPen, chillen und etwas Kunst. Für was man alles Zeit hat, wenn man alle Zeit der Welt hat.
Nach einem kurzen Abgleiter wurden wir erneut von netten Basken zum Startplatz gefahren und flogen mit ihnen an diesem Abend und am darauffolgenden Tag. Es war endlich thermisch und wir konnten immerhin eine Stunde in der Luft bleiben mit dem Meer am Horizont…wooow. Wir verabschiedeten uns von unseren netten Kollegen und das neue Ziel war Sopelana. Wir wurden schon gewarnt, wie überlaufen und voll es sei, doch dort angekommen, war es längst nicht so schlimm wie prophezeit. Nichts im Vergleich zu Annecy . Wieder wurden wir sofort herzlich von allen Tandempiloten begrüsst und waren inmitten des Geschehens.
Wie das Beherrschen einer Sprache sich auf die Sozialisation auswirkt ist enorm. Oder es ist einfach die spanische Art zu leben? Wahrscheindlich beides. Es stellte sich heraus, dass der eine Pilot Flugfreunde von uns in der Schweiz kennt…..die Welt ist ein Dorf. Der Wind war perfekt und so soarten wir den ganzen Tag. Toplanden, starten, toplanden, starten. Ich versuchte mich sogar einer kleinen Strecke und flog aus dem Strandkessel heraus zum nächsten Beach, was ganz gut funktionierte, aber für noch mehr Strecke bräuchte es tatsächlich viel mehr Wind. Der kam dann etwas später auch. So stark, dass die Tandempiloten auf 22 qm Schirme wechselten…bei einem 40er Wind. Wir hatten unsere kleineren Schirme nicht dabei und desshalb beliessen wir es beim Zuschauen und Informationen einholen über die Tipps und Tricks des Küstensoarens und der Meteokenntnisse die man so haben sollte.
….wir endeten total betrunken um 2 Uhr morgens in unserem Bus…naja…es war daher nicht sehr viel los am nächsten Tag, ausser ausnüchtern und am Abend dann, immernoch etwas benommen, einen Abendflug zu machen. Dafür hatte wir am nächsten Tag tolle Flüge. Ich machte endlich meine Challenge und löste den Rubikscube während dem Flug…wohooo!!!
Danach verliessen wir nach 4 Tagen unseren Strandcamping und fuhren nach Ramales, um zu klettern. Der Fels war super schön und die Routen ein purer Genuss. Nicht vieles in unserem Schwierigkeitsgrat aber immerhin etwas zu klettern.
Die Region ist hauptsächlich bekannt für die mehr als 4200 Höhlen in verschiedensten Grössen und dem illegalen Anbau von Canabis. Die vom Wald bewachsenen Berge, die vielen Felsklippen und sehr wenig bewohnte Region, inklusive dem perfekten Klima, laden quasi dazu ein. Im Oktober sind hier immer Polizeidohnen und Hubschrauber unterwegs. Auch wir malten uns aus, wo man am besten etwas anpflanzen könnte.
Zum ersten Mal sahen wir schöne spanische Architektur. Bisher war eher alles im Stil Plattenbau, da die Region um Bilbao früher extrem viel Industrie betrieb. Nicht wirklich was fürs Auge.
Und dann setzte der Regen ein. Zwei Tage schlechtes Wetter. So was hatten wir schon eh und jeh nicht mehr.
Es blieb uns Zeit für alltägliches, wie waschen, einkaufen etc. Mit unseren deutschen Freunden Mira und Sam fuhren wir am Tag darauf nach Islares. Sie liehen Adi ein Surfboard und so konnte er einige Stunden im Wasser herumplantschen, wo der Regen ja sowieso keine Rolle spielt.
Am darauffolgenden Tag wollten wir eigentlich fliegen, aber der Wind machte uns einen Strich durch die Rechnung. Allgemein zeigten sich die Prognosen für die Küste eher schlecht als recht. Etwas frustriert chillten wir an einem kleinen Beach namens „playa de san julian“. Wunderschön zwischen Felsen gelegen. Etwas ratlos wollten wir am nächsten Morgen nach la Arnia fahren, um zu klettern. Aber, das Schicksal lässt grüssen, wurden wir vor einigen Tagen von einem Freund eines Freundes in eine Whatsappgruppe von 150 Piloten in Santander eigefügt.
Diese schrieben ihre Pläne in den Chat und so hängten wir uns kurzerhand ein und fragten, ob es wohl recht sei mit Ihnen zu fliegen. Wie Spanier eben sind, wurde uns sofort eine Fahrt an den Startplatz angeboten. Wir wurden herzlich von allen begrüsst und der Flug, die Rotoren, die Schwierigkeiten und das Landen erklärt. Danach ging es ab in die Luft.
Adi und ich waren lange die einzigen, die es irgendwie schafften Höhe zu machen. Erst lange Zeit später kamen die locals dazu. Also hies es warten für mich, denn ich brauchte Guides für einen Streckenflug, da ich mich n dieser Region ja absolut nicht auskenne. Dieser gelang mit mehr oder weniger, da der Wind auf einmal sehr stark wurde und zeitweise sogar von Süden über die Flanke kam und ich somit wiedereinmal in irgendeinem sch**** Venturieffekt hängen blieb, ging ich landen. Nichts desto trotz ein toller Tag, in einem tollen Fluggebiet, bei dem wir schon die ersten Felswände der Picos in Augenschein nehmen konnten. Nach einem Cerveza in der Taberna blickten wir nach oben, wo ein Schirm an der Basis kratze und nur ein Stück über ihm ein Linienflugzeug flog. Ich checkte den Luftraum und eigentlich befanden auch wir uns in der TMA von Santander, die grundsätzlich mit dieser Höhe nicht beflogen werden darf. Aber TMAs werden hier einfach ignoriert. Ein Spanier meinte; „das ist Nordafrika und so wird hier auch mit Regeln umgegeangen.“
Najaa….wir habens ja schon gemerkt. CTRs werden aber ernstgenommen und auch von der Polizei gebüsst. Meinten wir zumindest.!! Denn am Abend sahen wir folgendes am Strand….der Polizeihubschrauber flog extra einen grossen Bogen um den Gleitschirm, um ihn vor dem Downwash zu bewahren, obwohl dieser in der CTR und im Naturdünenschutzgebiet flog. Und wir dachten schon, jetzt ist er am Arsch.
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